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Japan

Westside Room

19. Okt. 2019

Japan - Erwachen in Tokyo

Ein Zug, der am Morgen an meinem Fenster vorbeirauscht, wirkt wie eine Spielzeugeisenbahn. Lautlos, bei geschlossenen Scheiben, im 22. Stock mitten in Tokyo. Ein atemberaubender Blick über die Stadt, die langsam erwacht oder einfach nie schlafen will. Der lange Flug hängt in den Knochen, aber die Neugierde lässt dich schon bei der Ankunft in der Nacht nur rasch das Gepäck auf dein Zimmer legen, um um 2.00 Uhr noch die bunten Lichter dieser Stadt gierig aufsaugen zu wollen. An jeder Ecke riecht es nach Nudelsuppen, Grillspießen und all den Köstlichkeiten, von denen man teilweise keine Ahnung hat, was es ist, geschweige denn den Namen aussprechen kann. Das scheint aber egal. Schnell kapiert man, wie das in den Ramenbars läuft. Die meisten befinden sich in Kellern. Enge steile Stufen führen dich in gemütliche kleine Küchen mit Tresen davor. Du löst am „Ticketautomaten“ dein Essen, das auf Bildern zu sehen ist, gibst den Zettel der netten Frau, die dir einen Platz zuweist, und bekommst für wirklich einen Spottpreis ein großartiges Essen, das wirklich lecker ist.

Man darf sich in Tokyo nicht scheuen, einfach mal in einen Lift zu steigen und in obere Stockwerke zu gehen. Da befinden sich Bars, Restaurants und verrückte Cafés mit irgendwelchen Spezialthemen zur Unterhaltung der Gäste. Pflichtprogramm in Tokyo ist, wenn man auf Roboter abfährt, das Roboter Restaurant. Es ist an Lichterflut nicht zu überbieten. Wirklich total abgefahren!!!

Trotz dieser Vielfalt an Lichterflut und Unterhaltungsbandbreite wirkt diese Stadt ruhig. Kein einziger rempelt dich an. Es rennt sowieso fast niemand. Man geht unsagbar höflich miteinander um. Und so ist das U-Bahnfahren mit vielen Menschen auch nicht wirklich beengend. Es spricht auch keiner in der U-Bahn. Nein, die meisten schlafen. Ich habe noch nie so viele Personen schlafen gesehen.

Jeder Stadtteil in Tokyo bietet eine Besonderheit; zum Shoppen, Gamen, Essen, Karaoke singen und nicht zu vergessen, zum Besuch unzähliger Tempel. In Tokyo besuchte ich den Meiji-Schrein im Yoyogi Park. Früh am Morgen begrüßt dich ein stattlicher älterer Herr mit weißen Handschuhen vor dem riesigen Torii (Torbogen), nickt dir freundlich zu und sagt wohl so etwas wie „herzlich willkommen“.

Zuerst weiß man nicht, was das für ein Geräusch ist, das mit jedem Meter, den du in den Park hineingehst, stärker wird, und nach einigen Momenten wird dir klar, dass es Tausende und Abertausende von Grillen sind, die zirpen und dabei schon fast einen meditativen Klang erzeugen.

Ein unbeschreibliches Geräusch, das mit der feuchtwarmen Luft, die du einatmest, und dem menschenleeren riesigen Kiesweg, den du entlang schreitest, dir ein Gefühl von Weite und Freiheit gibt, das ich noch nicht kannte. Gleichzeitig versinkst du in Demut vor so viel Schönheit und Liebe zur Natur. Es war einer der erfahrungsreichsten Momente auf dieser Reise. Und nach dieser Zeit in Tokyo freue ich mich auf Kyoto. Die Stadt, die so anders und nicht vergleichbar mit Tokyo ist. Trotz ihrer Größe wirkt Kyoto wie ein Dorf. Alles ist irgendwie überschaubar und trotzdem überrascht dich diese Stadt an jedem erdenklichen Punkt. Der Bahnhof ist modern und mit seiner am Abend leuchtenden Treppe ein „Muss“ in Kyoto. Zu empfehlen ist auch die Übernachtung in einem Original-Ryokan.

Wenn du um 5.00 Uhr schon wach bist, der Regen draußen auf die Blätter in diesem kleinen Innenhof fällt und den Klang der Glocke des Tempels nebenan begleitet, fühlt es sich an, als sage ganz Kyoto leise: „Guten Morgen“.

All die unzähligen Tempel, Schreine und Burgen sind Meisterwerke und unbeschreiblich schön, und wenn man im Gion-Viertel in die richtige Straße zur richtigen Zeit blickt, ja dann sieht man eine echte Geisha, die von Tür zu Tür tapst und so schnell verschwunden ist wie aufgetaucht.

Kyoto ist romantisch, es duftet nach altem Holz, Räucherstäbchen und heißem Grüntee. Und auch wenn es regnet, ist es wunderschön und gemütlich.

Japan ist nicht nur „Sushi & Kimono“. Dieses Land hat Würde, Tradition, und die Menschen sind an Gastfreundlichkeit kaum zu überbieten. Man geht nach einem Besuch in Japan mit einem warmen Gefühl und einem Lächeln nach Hause.








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