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Nebelmeer

Westside Room

6. Mai 2020

Nebelmeer

Mit jedem Blick, den man nach einigen Momenten wieder in den milchig getrübten Raum wirft, wird die Sicht unschärfer, wattiger und zugleich leichter. Als ob sich das Bild vor unseren Augen selbst einhüllen und auflösen wollte. Knarrende, knackende Planken der Balustrade im ersten Stock erinnern daran, dass man sich in der Matthäuskirche in Basel befindet und nicht in einem Science-Fiction-Film. Wo dieser Nebel vom Parterre aufsteigt und die Besucher in Zeitlupe zu umfassen und einzuhüllen versucht. Unten, wie auf den Rängen, wo dieses milchige Etwas sich langsam über die Brüstung quält und uns berührt und wir es ebenfalls berühren wollen. Ja, wir können es kaum erwarten, bis es überschwappt. Das von Georg Birkner und Christoph Moerikofer erschaffene „Nebelmeer“ ist beeindruckend. Schon allein die Idee ist sowohl schlicht als auch genial. Die Menschen sitzen auf den oberen Bänken wie Statuen, die in der Zeit verloren gegangen sind, und sie sind so ruhig wie der Nebel selbst. Eine fast unbeschreibliche Stimmung, in der tiefe Klänge sich ausdehnen, in ein nicht endendes Echo münden und dumpf verblassen. Und ich erwische mich dabei, wie ich diesen Nebel tief einatme, in der Hoffnung, dieses „Meer“ hätte einen Hauch von Salz in seinem Duft. Ich bin berührt von dieser Atmosphäre, während ich mich im unteren Bereich bewege und mich eher orientierungslos fühle. Der Boden scheint zu schwanken und die Menschen gehen wie Schatten durch imaginäre Türen und verschwinden im Nichts. Ein Hauch von Ruhe, Zeit und Unendlichkeit liegt in diesem Meer. Man spürt, wie man selbst langsam im Nebel verblasst. Großartig und bewegend. Bitte mehr davon!






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